Nihon Sankei – die schönsten Landschaften Japans
Hast du schon mal von den nihon sankei gehört? Gemeint sind hiermit drei Orte von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit und kultureller Bedeutung.
Um welche Orte es sich genau handelt, wo sie zu finden sind und warum sie so bedeutend sind, erfährst du in diesem Artikel.
Was sind die nihon sankei?
Die nihon sankei (日本三景) bzw „die drei schönsten Landschaften Japans“ sind atemberaubende Küstenlandschaften, die die japanische Kunst, insbesondere Poesie und Malerei, über die Jahrhunderte hinweg stark beeinflusst haben. Nihon sankei bedeutet wörtlich „drei Ansichten Japans“ und stammt aus dem Werk Nihonkoku Jisekikō (日本国事跡考) des Philosophen Hayashi Razan (林羅山).
Diese drei Orte sind bei Besuchern äußerst beliebt, jedoch im Ausland oft weniger bekannt, was sie zu einem reizvollen Ziel für deine nächste Japanreise macht. Ein Besuch dieser Orte bietet die Möglichkeit, von den ausgetretenen Touristenpfaden abzuweichen und tief in die Naturschönheit und die reiche Geschichte und Kultur Japans einzutauchen.
Bei den drei Orten handelt es sich übrigens um Matsushima, Amanohashidate und Miyajima.
1. Matsushima (Präfektur Miyagi)
Matsushima (松島) liegt in der Präfektur Miyagi und nördlich von Sendai. Übersetzt bedeutet der Name so viel wie „Kieferninsel(n)“. Die Landschaft ist geprägt von etwa 260 kleinen Inseln, die mit majestätischen Kiefernbäumen bewachsen sind. Diese beeindruckende Bucht faszinierte bereits Matsuo Bashō, einen der berühmtesten Dichter der Edo-Zeit. Die beste Möglichkeit, die Schönheit von Matsushima zu erleben, bietet sich von einem Boot aus, das die Möglichkeit bietet, die faszinierende Naturlandschaft aus der Nähe zu bewundern.
Anfahrt: Deine Reise beginnt in Sendai. Die Hauptstadt der Präfektur Miyagi ist etwa eineinhalb Stunden von Tokyo entfernt, erreichbar mit dem Shinkansen. Von Sendai aus bringt dich die Senseki-Linie zur Station Matsushima Kaigan (松島海岸駅), die etwa 30 Minuten dauert.
2. Die Landzunge von Amanohashidate (Kyōto)
Ama-no-hashidate (天橋立), dessen Name so viel bedeutet wie „Himmelsbrücke“ oder „Brücke zum Himmel“, ist eine Landzunge in der Stadt Miyazu im Norden der Präfektur Kyōto. Diese idyllische Landschaft steht im starken Kontrast zur geschäftigen Tempelstadt Kyōto und wird oft übersehen. Die atemberaubende Landzunge erstreckt sich über 3,2 Kilometer und ist von rund 8.000 Kiefernbäumen gesäumt. Sie ist Teil des Tango Amanohashidate-Oeyama Quasi-Nationalparks.
Die besten Aussichtspunkte befinden sich im Kasamatsu Park (erreichbar mit einer Bergbahnfahrt von Fuchu) oder im Amanohashidate View Land. Für eine traditionellere „Aussicht“ empfiehlt sich das matanozoki (股覗き), bei dem man sich zunächst breitbeinig hinstellt und dann kopfüber durch seine Beine schaut und die Landzunge auf dem Kopf stehend wie einen fliegenden Drachen betrachten kann. Du kannst die Landzunge auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, was eine hervorragende Möglichkeit bietet, die Umgebung zu erkunden.
Anfahrt: Amanohashidate ist von Kyōto aus leicht erreichbar. Du kannst den Expresszug „Hashidate“ vom Bahnhof Kyōto nehmen und in etwa zwei Stunden zur Station Amanohashidate (天橋立駅) fahren. Die Kosten liegen bei etwa 4.010 JPY (ca. 28 EUR) pro Strecke).
3. Miyajima (Präfektur Hiroshima)
Miyajima (宮島), auch als „Schrein-Insel“ bekannt, ist eines der beliebtesten Reiseziele von Hiroshima aus. Die Insel ist nur mit der Fähre erreichbar und beherbergt den Itsukushima-Schrein, einen heiligen Shinto-Schrein, der vor allem für sein im Wasser scheinendes riesiges Torii bekannt ist. Der majestätische Schrein-Komplex des Itsukushima-Schreins wurde 1996 offiziell zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Das ikonische, im Wasser stehende Torii wird von den Einheimischen liebevoll „O-torii“ (大鳥居), also „großes Tor“, genannt und steht etwa 16,6 Meter hoch vor der Küste von Miyajimas Hauptinsel. Bei Ebbe ist es zugänglich und du kannst hinlaufen und es von Nahem bewundern.
Dieses Torii, das bei Flut zu schweben scheint, ist eines der bekanntesten Symbole Japans.
Abgesehen davon empfiehlt sich ein Spaziergang über die Insel, denn hier begegnest du – ähnlich wie in Nara – diversen Rehen, die frei auf der Insel herumlaufen. Die Miyajima-Seilbahn bringt dich sogar auf die Spitze des Misen (弥山, Berg Mi), von wo aus du einen atemberaubenden Panoramablick über die gesamte Insel genießt.
Tipp: Lass es dir nicht entgehen, die momiji manju zu probieren – eine traditionelle japanische Süßigkeit, die ihren Ursprung in Hiroshima hat. Das ahornblattförmige Küchlein hat eine Füllung aus roter Bohnenpaste und ist einfach unheimlich lecker.
Anfahrt: Die Anreise ist relativ einfach. Du kannst die Sanyo-Linie vom Bahnhof Hiroshima nehmen und an der Station Miyajima-guchi (広電宮島口駅) aussteigen. Von dort gibt es eine Fährverbindung nach Miyajima, die etwa 40 Minuten dauert.
Die shin nihon sankei
Zusätzlich zu den nihon sankei gibt es auch die shin nihon sankei (新日本三景), „die neuen drei schönsten Landschaften Japans“. Diese wurden 1915 durch eine landesweite Abstimmung, die vom Verlagshaus Jitsugyō no Nihon-sha (実業之日本社) organisiert wurde, ausgewählt und gehören ebenfalls zu den reizvollen Reisezielen in Japan. Dazu gehören Ōnuma auf Hokkaidō, Miho no Matsubara in Shizuoka und Yabakei in Ōita.
Genaugenommen gibt es also drei weitere Orte, die als die neuen schönsten Landschaften des Landes gelten und genauso sehenswert sind.
Ōnuma (大沼)
Der Ōnuma-Quasi-Nationalpark (大沼国定公園) befindet sich im Osten der Halbinsel Ōshima (Hokkaidō) und umfasst den Berg Komagatake, einen bis heute aktiven Vulkan, sowie die Seen und Sümpfe, die an seinem Fuß liegen (u.a. Ōnuma, Konuma und Junsai-numa). Die Inseln im Park wurden durch die Ausbrüche des Komagatake geschaffen. Die abwechslungsreiche Berg- und Wasserlandschaft, die sich im Laufe der vier Jahreszeiten verändert, sind einfach magisch.
Miho no Matsubara (三保の松原) ist ein Kiefernwald, der sich auf der Halbinsel Miho (Präfektur Shizuoka) befindet.
Yabakei (耶馬渓) ist eine Landschaft am Fluss Yamakuni (山国川, Yamakunigawa) in Nakatsu (Präfektur Ōita).
Funfact: Dem Vorbild der nihon sankei, der drei schönsten Landschaften Japans folgend, gibt es zahlreiche weitere Aufzählungen dieser Art. So beispielsweise auch die drei berühmten Gärten Japans (三名園, sanmeien).
Ich hoffe, ich konnte dir die nihon sankei ein wenig schmackhaft machen und vielleicht besuchst du sie bei deinem nächsten Japanbesuch ja einmal.